Politische Beteiligung ungleich verteilt

Enttäuschung kann sich zu Politikverdrossenheit und Systemprotest verfestigen. Die Zahlen des ÖDM zeigen diese Gefahr deutlich auf: Menschen mit weniger Bildung und finanziellen Ressourcen beteiligen sich signifikant weniger an Politik – von Wahlen bis zur Mitgliedschaft in Interessensvertretungen.
Wahlen sind in Österreich nach wie vor mit Abstand die am meisten verbreitete Form der politischen Beteiligung. So ist jüngst die Wahlbeteiligung etwa von der Nationalratswahl 2013 auf die Nationalratswahl 2017 sogar wieder angestiegen (von 74,9 auf 80%). Auch im eigenen Umfeld beteiligt sich eine breite Mehrheit der Bevölkerung aktiv.

Betrachtet man hingegen weitere Beteiligungsformen wie das Engagement in Vereinen oder Bürgerinitiativen bis hin zur Mitgliedschaft in Parteien und Interessensvertretungen, zeigen sich deutliche soziale Unterschiede:

  • Unter Personen mit Matura beteiligen sich 59% auch über Wahlen hinaus aktiv an Politik; unter Personen ohne Matura sind es nur 45%
  • Personen, die ihre finanzielle Absicherung für die Zukunft sehr schlecht einschätzen, beteiligen sich gar nur mehr zu 37% über Wahlen hinaus an Politik. Ein Fünftel (21%) hat sich ganz von der Politik abgewandt und geht auch nicht mehr wählen.
  • Diese Menschen haben häufig keine positiven biographischen Erfahrungen mit Politik gemacht. Sie fühlen sich politisch schlecht vertreten, äußern ein geringeres politisches Interesse und sind politisch passiv oder aber enttäuscht bis wütend.

Im Sinne einer lebendigen Demokratie sind diese Befunde ein Weckruf, den drohenden Kreislauf von Enttäuschung, fehlender Partizipation und mangelnder Repräsentation zu durchbrechen.
Günther Ogris:
Es ist eine bleibende Herausforderungen für alle Demokratinnen und Demokraten, sich immer wieder neu um das Vertrauen der Menschen, den sozialen Ausgleich und eine bessere Zukunft für alle zu bemühen. Es darf uns kein Mensch für die Demokratie verloren gehen.

Download: Ergebnisse Präsentionsfolien (PDF), Presseunterlage (PDF)
Der wissenschaftliche Bericht zum ÖDM 2018 wird im Frühjahr 2019 fertiggestellt.

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